Most delicate Musicke


Im puritanischen England des 16. Jahrhunderts war die Kirche der Auffassung, dass die Künste die Menschen zur Sünde verführten. Somit führte die Kunst unweigerlich ins Verderben. Stephen Gosson beschrieb die negative Abwärtsspirale, in die der Mensch bei Kunstgenuss zu geraten droht, in seinem Werk „The Schoole of Abuse“ (1579) mit folgenden Worten:

„ ... from Pyping to playing, from play to pleasure, from pleasure to slouth, from slouth to sleepe, from sleepe to sinne, from sinne to death, from death to the devill “

Dennoch, oder gerade deshalb, entlud sich in dieser restriktiven Zeit eine künstlerische Kraft, aus der meisterhafte Werke der Vokal- und Instrumentalpolyphonie hervorgingen. Komponisten der Renaissance wie William Byrd, Christopher Tye und Antony Holborne verbinden eindrucksvoll kompositorisches Handwerk mit der melancholischen Grundhaltung der Zeit.
 
" … Dabei entstand oft der Eindruck einer unglaublichen klanglichen Reichweite, ganz ähnlich einer Orgel. Musik für Geist, Herz und Seele tönte es von der perfekten Handhabung der Musizierart. Eine wunderbar ausgeklügelte Polyphonie, aus der auch das kompositorische Handwerk und die melancholische Grundhaltung aus der Zeit dieser Musik hervorgingen." (Oberösterreichisches Volksblatt, 28.4.2023)